Premiere: "Zur schönen Aussicht" - Ödön von Horvath
Schauspieler und Offizier, Kunstmaler und Plantagenbesitzer – das waren Strasser, Max und Karl einmal. Heute leben sie als Direktor, Kellner und Chauffeur im Hotel «Zur schönen Aussicht» am Rande eines mitteleuropäischen Dorfes. Da die Saison schlecht läuft – Krise, wohin man sieht, lassen sich die Männer von Baronin Ada von Stetten gegen explizite Gefälligkeiten aushalten. Mit ausreichend Sekt im Haus trinkt sich die unfreiwillige Gemeinschaft derer, die sich vom Leben betrogen fühlen, das Leben schön.
Unangenehm wird es, als Adas Zwillingsbruder Emanuel sie um Geld ersucht, der Vertreter Müller die offene Alkoholrechnung beglichen haben will, geradezu bedrohlich aber als Christine, die Ex-Geliebte von Strasser, auftaucht und ihm von Liebe und ihrem gemeinsamen Kind erzählt.
Ödön von Horváths Text ist eine Komödie, die uns Abgründe zumutet – seine Figuren handeln brutal und verroht –, und doch steckt in ihnen allen die Sehnsucht nach einem anderen Leben. Aber Horváths Welt sieht keinen Ausstieg mehr vor, selbst dann nicht, wenn er mit ein wenig Mitgefühl noch zu haben wäre.
Regisseur Martin Schulze zeigt in seiner Arbeit an Horváths Krisenkomödie eine Gesellschaft von Einzelkämpfer*innen, deren einzige Gemeinsamkeit ihre prekäre Lebensbehauptung ist. Schulze will hinter ihre zementierten Fassaden schauen und damit Menschen sichtbar machen, die längst die Hoffnung aufgegeben haben, noch gesehen zu werden.